Vortragsprogramm 2024/2025
Freitag, 10.1.2025, 19 Uhr, Haus am Dom
Dr. Hermann Schefers, Lorsch
Das Lorscher Arzneibuch
Um 795 wird es gewesen sein, dass ein uns unbekannter Mönch in Lorsch seinen Gänsekiel in sein Tintenhorn tauchte und dann auf sorgsam vorbereitetem Pergament die ersten Worte zu einem Text setzte, der heute zum Weltdokumentenerbe der UNESCO gehört: dem Lorscher Arzneibuch. Für viele ist dies, nach vielen überlieferungslosen Jahrhunderten, der Anfang der Wissenschaftswerdung der Medizin im nachantiken Abendland, für andere eine sprudelnde Quelle zur Pflanzenheilkunde, zur Mönchsmedizin, aber auch zur Volksmedizin. Antikes und Zeitgenössischen durchwirken dieses Buch, das seit knapp über tausend Jahren in Bamberg aufbewahrt wird.
Der Vortrag wird auch über Zoom übertragen. Bitte nutzen Sie folgenden Link:
https://us02web.zoom.us/j/82723926733?pwd=5FUVAikzUdiAgZBWbHKFM6HTV5rbOp.1
Meeting-ID: 827 2392 6733
Kenncode: 492876
Freitag, 14.02.2025, 19 Uhr, Haus am Dom
Prof. Dr. Gerrit Jasper Schenk, Darmstadt:
Der Referent, Leiter der UNESCO-Welterbestätte Kloster Lorsch, wird über diese Handschrift und ihre herausragende Bedeutung im Zusammenhang mit der karolingischen Bildungsreform berichten.
Keine neue Meistererzählung! – Beobachtungen zu zentralen Anliegen der „Bauern“ und dem „Großen Bauernkrieg“ zwischen Pfälzer Wald und Odenwald 1524/25
Der sogenannte „Große Bauernkrieg“ in den Jahren von 1524 bis 1526 wurde schon von den Zeitgenossen als ein großes Ereignis, aber kontrovers beurteilt.
Bis heute kursieren viele „Meistererzählungen“ über die Ereigniskette, von marxistischen Lesarten als Klassenkampf bis zu Interpretationen als tragisch gescheiterte Bewegung des „gemeinen Mannes“ gegen Adel, Kirche und Klerus. Im Vortrag werden, regional ausgehend vom blutigen Ende der Bewegung in der Schlacht bei Pfeddersheim am 23./24. Juni 1525 und dem Gedenken an dieses Ereignis, einige dieser Meistererzählungen kritisch beleuchtet.
Welche Anliegen hatten die Aufständischen überhaupt, wo liegen verbindende Gründe für die Ereigniskette? Dafür wird eine Interpretation der Geschehnisse in der Region (Pfalz, Rheinhessen, Odenwald) vorgeschlagen, ohne damit jedoch eine neue „Meistererzählung“ verbinden zu wollen.
Freitag, 14.03.2025, 19 Uhr, Haus am Dom
Dr. Birgit Kynast, Mainz:
Burchard von Worms und das Recht seiner Zeit
Burchard von Worms wurde um 965 im heutigen nördlichen Hessen geboren. Für Burchards Aufstieg zum Bischof von Worms waren vor allem seine Mainzer Jahre unter Erzbischof Willigis relevant, dessen Protektion er sehr wahrscheinlich die Promotion auf den Wormser Bischofsstuhl verdankte.
Als Bischof von Worms war Burchard mit vielfältigen Aufgaben konfrontiert; bekannt ist er jedoch vor allem für seine Sammlung des tradierten Kirchenrechts, das er darin neu ordnete und zugleich in einer sehr handlichen Form präsentierte.
Etwas weniger bekannt ist das sogenannte Wormser Hofrecht, das ebenfalls in seiner Zeit als Bischof entstand. Es enthält das Recht der Angehörigen der Wormser Grundherrschaft und gilt in diesem Bereich als Innovation. Der Vortrag wird beide Sammlungen in den Blick nehmen und Burchards enorme Leistung in diesem Bereich aufzeigen.
Freitag, 11.04.2025, 19 Uhr, Haus am Dom
Mitgliederversammlung, anschließend Vortrag:
Dr. Daniel Nagel, Worms:
Zwischen Sklaverei und Ausländerfeindlichkeit: Die deutschen Achtundvierziger in den Vereinigten Staaten 1850-1861
Nach der Niederschlagung der Mairevolution 1849 hatten viele Revolutionäre keine andere Wahl, als in die Vereinigten Staaten auszuwandern, wo man sie bald Achtundvierziger oder Forty-Eighters nannte. Darunter befanden sich viel prominente Revolutionäre wie Friedrich Hecker, Gustav Struve, Carl Schurz und andere weniger bekannte Exilanten, von denen viele aus dem Südwesten Deutschlands stammten.
Im Exil trafen sie auf ein Land, das von schweren politischen Krisen erschüttert wurde: Der Gegensatz zwischen Norden und Süden über die Sklaverei, der schließlich zum Amerikanischen Bürgerkrieg führte, nahm beständig an Schärfe zu.
Gleichzeitig erlebten die Vereinigten Staaten eine beispiellose Migrationswelle von mehrheitlich katholischen Iren und Deutschen, die eine massive Welle der Ausländerfeindlichkeit auslöste. Daher sahen sich die Achtundvierziger, mit Maßnahmen konfrontiert, die beabsichtigten, die politischen Rechte der Einwanderer einzuschränken und insbesondere gegen deren Alkoholkonsum vorzugehen.
Der Vortrag will herausarbeiten, wie sich die deutschen Achtundvierziger sich in diesem Spannungsfeld behaupteten, welche Positionen zu Sklaverei und Ausländerfeindlichkeit sie entwickelten und wie es ihnen gelang, ihre Vorstellungen in der US-amerikanischen Politik zur Geltung zu bringen.