Veranstaltungen

Vortragsprogramm 2024/2025

Freitag, 18.10.2024, 19 Uhr, Haus am Dom

Prof. Dr. H. Bernhard, Speyer:

Worms und sein Umland in spätrömischer Zeit

Worms und sein Umland in römischer Zeit weist im Vergleich zu den benachbarten Römerstädten eigentlich einen überdurchschnittlich guten Forschungsstand auf.

Die Publikation der großen antiken Gräberfelder von Worms stellte ein großes Quellenmaterial zur Verfügung, ebenso wie Funde und Befunde aus wichtigen neueren Grabungen in der Römerstadt. Deren Auswertung ist noch lange nicht abgeschlossen. Auch sind wesentliche Fragen zur spätantiken Topografie von Borbetomagus-Vangiones-Wormatia noch strittig bzw. ungeklärt.

Das westliche Siedlungsumland ist noch weitgehend unerforscht. Das System der ländlichen Besiedlung mit Gutshöfen (villae rusticae) entlang von Isenach, Eckbach, Kinderbach, Pfrimm oder Seebach ist erst in Ansätzen erkennbar.

In der Diskussion um den Übergang der Spätantike zum Frühmittelalter ist der Wormser Raum von überregionaler Bedeutung. Der Zeitpunkt, zu dem die spätantike römische Siedlungsstruktur in Stadt und Land endet, wird weiterhin kontrovers behandelt. Daten wie 380, 406, 413 oder 455 n. Chr. werden immer wieder diskutiert. Die Lokalisierung des „ersten burgundischen Königreiches“ zwischen 413 und 436 n. Chr. ist immer noch ein strittiges Thema.

Ebenso ist die darauffolgende alamannische Siedlungsphase bis gegen 500 und die dann einsetzende „fränkischen Landnahme“ ein weiteres Diskussionsfeld.

Der Vortrag stellt zu den offenen Fragen einige Lösungsmöglichkeiten zur Diskussion.

Freitag, 22.11.2024, 19 Uhr, Haus am Dom

Prof. Dr. Bernd Schneidmüller, Heidelberg:

1024 – Konrad II. wird König

Fast genau auf den Tag vor 1000 Jahren wurde Konrad II. in Mainz gekrönt und so geht es diesmal um den König selbst und seine schicksalshafte Wahl.

Die Krönung Konrads II. im September 1024 in Mainz brachte eine neue Familie auf den Thron und verschob die Schwerpunkte im mittelalterlichen Reich.

Die vorherigen Kaiser waren aus Sachsen und Bayern gekommen. Jetzt fiel die Herrschaft wieder an die Franken zurück. Die Väter der Salier stammten aus dem heutigen Land Rheinland-Pfalz. Gisela, die neue Königin, wurde wegen ihrer Abstammung von Karl dem Großen gerühmt. Fortan rückte das Land am Rhein ins Zentrum der Macht.

Bis heute verbinden sich allerlei Rätsel mit Konrads Wahlort Kamba und mit seiner Krönungskirche in Mainz. Der Vortrag zeigt Lösungswege auf. Er fragt auch, was uns eine Königskrönung vor tausend Jahren im Mainzer Dom heute noch zu sagen hat.

Donnerstag, 5.12.2024, 18:30 Uhr, Stadtbibliothek Worms

Vorstellung des neuen Wormsgau

In Zusammenarbeit mit der Wormser Stadtbibliothek präsentieren wir den neuen Jahresband unserer wissenschaftlichen Zeitschrift „Der Wormsgau 39 (2024)“.

Wie immer können die anwesenden Mitglieder des Vereins das Buch als Jahresgabe kostenlos mitnehmen. Für Nichtmitglieder ist es käuflich zu erwerben.

Der Altertumsverein besucht Luneville im Rahmen einer Exkursion

Freitag, 10.1.2025, 19 Uhr, Haus am Dom

Dr. Hermann Schefers, Lorsch:

Das Lorscher Arzneibuch

Um 795 wird es gewesen sein, dass ein uns unbekannter Mönch in Lorsch seinen Gänsekiel in sein Tintenhorn tauchte und dann auf sorgsam vorbereitem Pergament die ersten Worte zu einem Text setzte, der heute zum Weltdokumentenerbe der UNESCO gehört: dem Lorscher Arzneibuch. Für viele ist dies, nach vielen überlieferungslosen Jahrhunderten, der Anfang der Wissenschaftswerdung der Medizin im nachantiken Abendland, für andere eine sprudelnde Quelle zur Pflanzenheilkunde, zur Mönchsmedizin, aber auch zur Volksmedizin. Antikes und Zeitgenössischen durchwirken dieses Buch, das seit knapp über tausend Jahren in Bamberg aufbewahrt wird.

Der Referent, Leiter der UNESCO-Welterbestätte Kloster Lorsch, wird über diese Handschrift und ihre herausragende Bedeutung im Zusammenhang mit der karolingischen Bildungsreform berichten.

Freitag, 14.02.2025, 19 Uhr, Haus am Dom

Prof. Dr. Gerrit Jasper Schenk, Darmstadt:

Keine neue Meistererzählung! – Beobachtungen zu zentralen Anliegen der „Bauern“ und dem „Großen Bauernkrieg“ zwischen Pfälzer Wald und Odenwald 1524/25

Der sogenannte „Große Bauernkrieg“ in den Jahren von 1524 bis 1526 wurde schon von den Zeitgenossen als ein großes Ereignis, aber kontrovers beurteilt.

Bis heute kursieren viele „Meistererzählungen“ über die Ereigniskette, von marxistischen Lesarten als Klassenkampf bis zu Interpretationen als tragisch gescheiterte Bewegung des „gemeinen Mannes“ gegen Adel, Kirche und Klerus. Im Vortrag werden, regional ausgehend vom blutigen Ende der Bewegung in der Schlacht bei Pfeddersheim am 23./24. Juni 1525 und dem Gedenken an dieses Ereignis, einige dieser Meistererzählungen kritisch beleuchtet.

Welche Anliegen hatten die Aufständischen überhaupt, wo liegen verbindende Gründe für die Ereigniskette? Dafür wird eine Interpretation der Geschehnisse in der Region (Pfalz, Rheinhessen, Odenwald) vorgeschlagen, ohne damit jedoch eine neue „Meistererzählung“ verbinden zu wollen.

Freitag, 14.03.2025, 19 Uhr, Haus am Dom

Dr. Birgit Kynast, Mainz:  

Burchard von Worms und das Recht seiner Zeit

Burchard von Worms wurde um 965 im heutigen nördlichen Hessen geboren. Für Burchards Aufstieg zum Bischof von Worms waren vor allem seine Mainzer Jahre unter Erzbischof Willigis relevant, dessen Protektion er sehr wahrscheinlich die Promotion auf den Wormser Bischofsstuhl verdankte.

Als Bischof von Worms war Burchard mit vielfältigen Aufgaben konfrontiert; bekannt ist er jedoch vor allem für seine Sammlung des tradierten Kirchenrechts, das er darin neu ordnete und zugleich in einer sehr handlichen Form präsentierte.

Etwas weniger bekannt ist das sogenannte Wormser Hofrecht, das ebenfalls in seiner Zeit als Bischof entstand. Es enthält das Recht der Angehörigen der Wormser Grundherrschaft und gilt in diesem Bereich als Innovation. Der Vortrag wird beide Sammlungen in den Blick nehmen und Burchards enorme Leistung in diesem Bereich aufzeigen.

Freitag, 11.04.2025, 19 Uhr, Haus am Dom

Mitgliederversammlung, anschließend Vortrag:

Dr. Daniel Nagel, Worms:

Zwischen Sklaverei und Ausländerfeindlichkeit: Die deutschen Achtundvierziger in den Vereinigten Staaten 1850-1861

Nach der Niederschlagung der Mairevolution 1849 hatten viele Revolutionäre keine andere Wahl, als in die Vereinigten Staaten auszuwandern, wo man sie bald Achtundvierziger oder Forty-Eighters nannte. Darunter befanden sich viel prominente Revolutionäre wie Friedrich Hecker, Gustav Struve, Carl Schurz und andere weniger bekannte Exilanten, von denen viele aus dem Südwesten Deutschlands stammten. 

Im Exil trafen sie auf ein Land, das von schweren politischen Krisen erschüttert wurde: Der Gegensatz zwischen Norden und Süden über die Sklaverei, der schließlich zum Amerikanischen Bürgerkrieg führte, nahm beständig an Schärfe zu.

Gleichzeitig erlebten die Vereinigten Staaten eine beispiellose Migrationswelle von mehrheitlich katholischen Iren und Deutschen, die eine massive Welle der Ausländerfeindlichkeit auslöste. Daher sahen sich die Achtundvierziger, mit Maßnahmen konfrontiert, die beabsichtigten, die politischen Rechte der Einwanderer einzuschränken und insbesondere gegen deren Alkoholkonsum vorzugehen.

Der Vortrag will herausarbeiten, wie sich die deutschen Achtundvierziger sich in diesem Spannungsfeld behaupteten, welche Positionen zu Sklaverei und Ausländerfeindlichkeit sie entwickelten und wie es ihnen gelang, ihre Vorstellungen in der US-amerikanischen Politik zur Geltung zu bringen.